"Ein Gramm gutes Beispiel gilt mehr als ein Zentner Worte"!
Mit diesem klugen Zitat möchte ich zum heutigen Gedenktag an den "Heiligen Franz von Sales" erinnern und ein wenig über ihn schreiben. Schließlich ist er Patron der Schriftsteller, Journalisten, der Gehörlosen und der Städte Genf, Annecy und Chambéry. Er wurde am 21. August 1567 in Savoyen (Frankreich) geboren und stammt aus einem Adelsgeschlecht, sodass sein Vater ihm die beste schulische Ausbildung zukommen ließ. In Paris studierte er Rechtswissenschaften und Philosophie. Nach einer persönlichen Krise und Krankheit setzte er sich mit Glaubensfragen auseinander. Von Zweifeln geplagt, fand er Vertrauen in Maria und Gott, sodass sich sein positives Gottes- und Menschenbild entwickelte. Er wandte sich theologischen Fragen zu, studierte später in Padua Theologie und wurde gegen den Willen seines Vaters Priester. Sein Optimismus spiegelte sich in seinen Predigten wider und obwohl sie im calvinistisch geprägtem Umfeld verboten wurden, fand er Mittel und Wege, die Menschen in einer Sprache zu begeistern, die klar und ohne Polemik war. Mediengerecht setzte er sogar Flugblätter ein und hatte damit großen Erfolg, denn nach seiner Werbeaktion kehrte fast die gesamte Bevölkerung von Chablais zum katholischen Glauben zurück.
Schnell machte er Karriere, als Koadjutor des Bischofs von Genf, dessen Nachfolge er 1602 übernahm. Johanna Franziska von Chantal, die er 1604 kennenlernte und mit der er zeitlebens freundschaftlich verbunden war, gründete mit seiner Hilfe in Dijon und Lyon eine Schwesternschaft. Es folgten noch insgesamt zwölf Klöster der Ordensgemeinschaft "Salesianerinnen" zu seinen Lebzeiten. Franz von Sales beeindruckte nicht nur als begnadeter Prediger und einfühlsamer Seelsorger, sondern lebte vor, was er in mehr als 3000 Predigten verkündete. Er besuchte als Bischof alle 311 Pfarrkirchen, was zuvor noch niemand schaffte und setzte sich für die Bildung, sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen ein. Zu diesem Zweck gründete er die Académie Florimontane. Er nahm auch einen gehörlosen Schüler in seine Dienste und war überzeugt, dass jeder Mensch ein geliebtes Kind Gottes ist.
Mit seinem zugewandten Wesen und seinem diplomatischen Geschick verstand er sich auf die Kunst der Verhandlung. So hatte er hohen Anteil bei der Versöhnung des französischen Königs mit seiner Mutter Maria de Medici. Während dieser Reise begegnete er unter anderem "Vinzenz von Paul", der aufgrund seines Wirkens in der Armenfürsorge und Krankenpflege als Begründer der neuzeitlichen Karitas gilt. Auch Franz von Sales waren humane Werte wichtig. Noch heute wird er als "Gentleman" unter den Heiligen bezeichnet, weil er durch seine Sanftmut und Herzlichkeit die Menschen berührte. Er verfasste neben seinem Bestseller "Philothea", das bis heute zu den Top Ten der christlichen Weltliteratur zählt, ungefähr 20.000 Briefe an Menschen, die ihn um Rat zu Lebens- und Glaubensfragen, sowie in strittigen Angelegenheiten baten.
Franz von Sales starb am 28. Dezember 1622 auf der Rückreise von Avignon, auf der er den Herzog von Savoyen zu einem Treffen mit König Ludwig XIII begleitete. Die Reise hatte er trotz seines schlechten Gesundheitszustandes angetreten, um, wie so oft, Beistand zu leisten. Ein wahrlich außergewöhnlicher Mann, dessen Wirken bis heute Spuren hinterlässt. Ich würde mir wünschen, dass sich manch aktueller Kirchenvertreter ein Beispiel an Franz von Sales nimmt. Hat er sich doch hauptsächlich für die Umsetzung der Reformen des Trienter Konzils, der Reform der Köster und des Klerus eingesetzt. Vor allem hat er nicht nur klug gepredigt, sondern durch Taten überzeugt.
Übrigens hat er abschließend, nicht nur für Christen, eine taugliche Lebensweisheit parat, indem er folgende "kleine Tugenden" für den Alltag empfiehlt:
Demut, Sanftmut, Geduld, Herzlichkeit, Optimismus
Text: Karin Biela
Bildquelle: Franz von Sales und die Philothea
Mosaikmedaillon im Hauptschiff der Karmeliterkirche, Wien, Österreich
Foto: Gerold Mühlberger
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